Ann-Kathrin Wasle - Nachtschattengewächse 1: Bittersüßer Nachtschatten
(Copyright Cover: Ann-Kathrin Wasle / Copyright Foto: Das Bambusblatt)

Das Buch „Nachtschattengewächse 1: Bittersüßer Nachtschatten“ aus der Feder von Ann-Kathrin Wasle erschien am 20.Oktober 2021 im Eigenverlag und kostet in der 240 Seiten dicken Taschenbuchausgabe 12,00€. Unser Exemplar wurde uns freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.


Rita hat ein Problem. Sie ist nicht sehr durchsetzungsvermögend und die Männer machen ihr bei der Arbeit und im privaten Leben vorzugsweise Ärger. Wie schön wäre es, wenn sie sich einfach nur durchsetzen könnte?
Da kommt ihr aber der Zufall zugute. In einer verlassenen Basilika trifft sie auf das Wesen, das so manches Problem lösen – und natürlich auch verursachen – kann. Den Teufel. Und der ist anscheinend gerade in der Stimmung, den Wünscheerfüller zu mimen, denn er fragt Rita, was er ihr Gutes tun könne.
Die muss nicht lange überlegen, steht ihr doch primär immerzu ein Gedanke vor dem geistigen Auge. Gesagt und getan.

Geschichten mit Abwechslung sind immer schön und ich weiß ja, dass Ann-Kathrin Wasle einen guten Schreibstil hat, also bin ich sehr offen an das Buch herangegangen. Deswegen ist das Wort „tatsächlich“ jetzt genau das falsche, aber manchmal bin ich, trotz eigener Bücher, auch nicht so wortgewandt, wie ich es gerne wäre, deswegen benutze ich es ganz dreist doch: Und tatsächlich hat mir der erste Band der Nachtschattengewächse im Großen und Ganzen gut gefallen.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr lebendig. Kritikpunkte sehe ich hier vor allem dabei, dass es mir viel zu oft (gerade am Anfang) zu „…“ am Satzende kommt. Das fällt mir vielleicht gerade deswegen so auf, da ich beim Schreiben selber eine Punktemafia heranziehe und alles damit flute und meine Lektorin dann immer die Motzkeule schwingt. Sie hat ja recht. Beim Lesen ist es mal ein echt schönes Element und nichts, das ich ganz rauslöschen würde, aber inflationär genutzt wirkt die Figur damit nicht nur äußerst unsicher und das auf eine Art, wie es hier meiner Meinung nach nicht hinpasst, sondern es reißt zumindest mich auch schnell wieder heraus. Dasselbe gilt für die (halben) Parenthesen, für die ich von meiner Lektorin auch schnell ermahnt werde und die sich auch leider hier in den Text eingeschlichen haben, sodass die Seiten voll von „…“ und „- blablabla“ sind. Auch werden Namen sehr oft wiederholt.
Wie ich das Thema ja auch schon öfter angemerkt habe, hat man zu den Sachen, die einem nicht so zugesagt haben, leider immer viel mehr zu sagen. Ein guter und bildlicher Schreibstil ist in einer solchen Kritik eben schneller abgehandelt und ich bin auch niemand, der sich die Textzeilen rausschreiben und kommentieren will. Deswegen nochmals die Betonung: Bis auf diese kleinen Dinge war das Buch wirklich gut geschrieben.

Auch die Idee fand ich sehr interessant. Ich liebe ja viele verschiedene Elemente der Phantastik und Fantasy. Ja klar, ich bin ja auch Fantasy-Autor. Aber allein mit der Erwähnung des Teufels im Klappentext hatte man mich eigentlich schon am Haken. Teufel, zumindest die Hoffnung auf Engel demnach, Hexen und Magie? I am in! Und dann auch noch in Prag spielend. So eine schöne Gegend, die ich gerne mal besuchen würde.
Einzig was mich dabei gestört hat: Ich fand Rita unglaublich anstrengend. Ich weiß, dass wir Frauen uns oft Mist anhören müssen (Männer aber auch), aber ich finde es so unglaublich schade, wenn ein Buch nur dazu genutzt wird, dass man alle zwei Absätze angebaggert wird, angetatscht oder sonst was. Sexuelle Übergriffe oder das Übertreten von Grenzen sind grausige Themen und ich finde es sehr mutig, sich dieser Sache anzunehmen. Aber die Sache findet auf beiden Seiten statt. Ich habe viele männliche Freunde und einer davon fühlte sich zum Beispiel sehr von einer Zahnarzthelferin gestört, die ihm, ungefragt, ohne Grund die Oberweite ins Gesicht drückte. Er fühlte sich belästigt und das ist auch sein Recht.
Aber das soll nun nicht bedeuten, dass das Buch eine Parade an falschen Darstellungen aufbaut und das auch ohne Sinn und Verstand. Wenn man sich den Klappentext durchliest, dann weiß man, worauf man sich da einlässt, und man merkt, dass auch mehr dahinter stecken soll. Die Geschichte ist nun einmal so aufgebaut und sie würde nicht funktionieren, wenn es anders wäre. Deswegen: Lasst euch nicht davon abschrecken und führt euch zum Beispiel eine Leseprobe vor Augen. Macht euch ein eigenes Bild der Geschehnisse und lasst euch vielleicht auch von dem Buch überraschen. Ich selber weiß auch, dass ich äußerst empathisch bin und versuche, alle Sichten zu sehen. Bevor gemotzt wird: Ich versuche NICHT, sexuelle Übergriffe zu rechtfertigen oder so einen Schwachsinn. Ich meine nur, dass ich mich nicht damit entspannen kann, wenn sich auf eine Seite versteift wird. Damit war Rita mir einfach viel zu viel.

Mein Fazit

Am Ende fasse ich meine Meinung gerne nochmal zusammen und stelle, direkt oder indirekt, die Frage: Empfehle ich das Buch?
Ja, wäre hier meine Antwort. Ich weiß, dass ich mich ganz schnell von solchen Dingen anstecken lasse. Ich bin so verbohrt, dass ich es nicht mal für eine Story genießen kann, wenn eine Seite so extrem dargestellt wird. Das ist allerdings mein Problem und nicht das des Buches. Die Geschichte an sich ist wirklich spannend. Der Schreibstil ist, bis auf kleine Abstriche, in meinen Augen gut und bildlich, und ich kann mir vorstellen, dass viele Rita mögen, wo ich sie vorrangig anstrengend fand.


Geschrieben von Judith


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