John Brownlow - Seventeen (Rowohlt Taschenbuch Verlag)
(Copyright Cover: Rowohlt Taschenbuch Verlag / Copyright Foto: Das Bambusblatt)

“Seventeen” von John Brownlow erschien in Deutschland beim Rowohlt Taschenbuch Verlag (RoRoRo) am 18. April 2023. Das Taschenbuch kommt mit 400 Seiten daher und kostet 13,00€. Die eBook-Version kann man schon für 4,99€ erwerben. Unsere Taschenbuchversion erhielten wir via Vorablesen.

Inhalt und Cover

Seventeen, das ist nun sein Name. Seit Jahren. Er hat seinen Geburtsnamen abgestreift und die Person ausgelöscht. Er ist der Mann, der dann gerufen wird, wenn man wirklich einen Experten braucht. Er ist an der Spitze. Er ist ein Meister seines Werkes.
Und er ist neuerdings selbst auf der Abschussliste. Nicht nur drängen sich die neuen Agenten und Spione, die Auftragskiller der Großen, nach vorne, um seinen Platz zu übernehmen und somit zu Eighteen zu werden, Seventeen hat auch einen Fehler begangen. Welchen? Das wird ihm erst später bewusst werden, denn gerade hat er vor allem ein Problem: Sein größter Rivale ist auf der Bühne aufgetaucht und beide wissen, dass nur einer von ihnen am Ende seinen Platz unter den Lebenden behalten kann.

Eigentlich bin ich beim Schreiben und beim Lesen ja immer eher Team “Fantasy in allen Farben und Formen”. Aber ab und an darf es auch gerne mal ein Thriller sein. Wenn der Thriller etwas besonderes ist jedenfalls. Und eigentlich habe ich diese Bücher/die Reihen immer von Vorablesen. Irgendwie erinnert mich das an meine Kindheit, denn als ich irgendwann mit acht Jahren wirklich mit dem Lesen anfing (nicht vergessen, ich bin starke Legasthenikerin, für mich war der Start zum Lesen also stark gespickt mit Hindernissen), waren es vor allem Pferde- und Detektivgeschichten, die mich in ihren Bann zogen. Ausnahmen waren dabei eher Reihen wie “Schreckenstein”. Je älter ich wurde, desto mehr entwickelte ich mich von den Pferdegeschichten weg und las umso mehr Detektivstories. Und erst dann kam irgendwann Fantasy dazu.
Aber zurück zu “Seventeen”. Nach Urzeiten hatten Roberta und ich mal wieder beschlossen, dass wir uns bei Vorablesen umschauen konnten. Immerhin sind wir dadurch auf so unglaublich tolle Bücher wie “Sadie”, “Die Spiegelreisende” oder unser Allzeit-Favorit “Das gefälschte Siegel” von Maja Ilisch gestoßen. Dabei fiel mir “Seventeen” direkt mit seinem Cover ins Auge und ich musste mich bewerben. Roberta auch, die war ebenfalls neugierig. Und jetzt haben wir beide ein Exemplar – ups. Beim nächsten Mal machen wir es besser.

“Seventeen” ist spannend und mitunter witzig. Der namensgebende Charakter ist oft zynisch und hat einen äußerst flachen Humor – also absolut perfekt für mich. Die Geschichte ist ein positives Wirrwarr aus Verstrickungen und oft auch sehr spannend. Einziges Manko hierbei ist vielleicht, dass Seventeen der Ultra-Meisterprofi ist, hauptsächlich in diesem Buch jedoch gegen seinen Konkurrenten antritt, der ihn oft eher wie ein durchgespültes Taschentuch zurücklässt. Kämpft Seventeen gegen jemand anderen, dann kann niemand diese Bestie aufhalten. Aber gegen “Mr. Konkurrent” hat er eher weniger eine Schnitte zu schmieren und das hat es an manchen Stellen nicht nur lustig gemacht, sondern auch hier und da Zweifel aufkommen lassen, die Geschichte langgezogen und ab einem gewissen Punkt auch die Spannung etwas eliminiert.
BIS die Handlung eine große Wende vollzieht. Gerade noch am richtigen Punkt offenbaren sich Geheimnisse, die neue Bündnisse schmieden und den Leser dann doch aus seinem gemächlichen Trab reißen.
Das Ende selbst ist dann ganz klassisch eines jener Enden, die noch die letzten Fäden zusammenschnüren sollen und dabei eher wirken, als könnte der Autor sich nicht von der Geschichte loseisen.

Die Charaktere

Wir erleben die Geschichte zum größten Teil aus der Sicht von Seventeen und das via Ich-Perspektive. Später bekommen auch andere Charaktere ihren Auftritt, dann jedoch immer mit einer Sicht von außen. Die meisten Figuren, die Erwähnung finden, sind eher unwichtig und doch sehr Klischee (z. B. Handler), was in diesem Fall jedoch absolut nicht negativ gemeint ist, da es sich perfekt in die Geschichte einreiht und man mehr eigentlich auch nicht haben will.
Wirklich wichtig sind dabei hauptsächlich drei Figuren und ich kann sagen, dass zwei von dreien absolut toll sind. Wir haben natürlich zunächst den großen Quatschkopf, der uns seine Geschichte erzählt. Seventeen ist zynisch und damit lustig. Er erzählt uns viel von sich, ohne dass wir jemals erfahren, wie genau er aussieht oder wie er heißt (außer natürlich “Seventeen” und diverse Decknamen wie “Jones”). Er ist ein Klugscheißer, aber das bringt einem nicht nur nahe, wie sehr die Recherche seinen Job ausmacht und wie viel Mühe sich der Autor gegeben hat, es bringt auch spannende Informationen mit.
Seventeen mochte ich von Anfang an. Ich habe ihn schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen, egal was für eine Pappnase er mitunter sein kann und wie sehr es mich am Ende auch mal genervt hat, dass er bei “Mr. Konkurrent” (mein Deckname für den Charakter) eher eine gekochte Spaghetti im Abflussrohr ist. Nur eine Sache ging mir bei ihm haltlos auf die Nerven und das war die stetige Erwähnung davon, dass er oder jemand anderes “scheißen” geht und dergleichen. Wir haben es verstanden, knallharte Kerle und so. Knallharte Kerle in diesem Genre mögen die Toilette. Das bedeutet aber nicht, dass ich es alle paar Seiten lesen muss.

Auf der anderen Seite haben wir “Mr. Konkurrent”. Ich könnte jetzt viel herunterrattern, aber das werde ich nicht, weil ich das Buch sehr gerne mochte und euch dazu bewegen will, dem Buch “Seventeen” eine Chance zu geben. Und das machen wenige Leser, wenn man vorher alles gespoilert hat. “Mr. Konkurrent” ist leider schon mit seiner bloßen Existenz DER Spoiler des Handlungsgroßteils. Also sind meine Lippen versiegelt und ich sage nur: Ich liebe diesen Kerl. Vor allem ab dem Moment, da der Plot eine Wende einlegt.

Und dann ist da noch “die Nervensäge”. Kat kann man so beschreiben: Klischee eines starken weiblichen Charakters. Heißt, sie hat nichts Eigenes mitzubringen. Selbstredend ist sie vom Leben abgeklärt, taff, bringt sich selbst in Schwierigkeiten und gibt dann Seventeen die Schuld. Boxt ihn und ist damit ja so “krass” und nicht irgendwie toxisch und blablabla. Ich könnte mich jetzt Stunden über sie aufregen (wie schon bei Molly in der Weitseher-Reihe), weil ich diese Charaktere nie stark, sondern nur so nervig empfinde, dass ich das Buch wegen ihnen beinahe abbrechen möchte, aber letztendlich will ich euch nicht die Ohren vollbluten, sondern nur eines sagen: Wenn ein Charakter etwas macht, das man bei einer männlichen Figur als “toxisch maskulin” wahrnehmen würde, aber es hier gefeiert wird, weil es ja ein weiblicher Charakter ist, dann hat man in meinen Augen so einiges nicht verstanden. Stellt euch vor, ER hätte SIE geohrfeigt. ER wäre in Schwierigkeiten geraten, hätte IHR die Schuld gegeben und SIE deswegen angezickt. ER wüsste alles besser, obwohl er es nicht besser kann, und muss SIE das immer wissen lassen. Klingt scheiße, oder? Na ja, Diskriminierung läuft IMMER in beide Richtungen.
ABER: Kat ist die meiste Zeit wenigstens on-screen nicht dabei, also kann man das Buch trotz ihrer unnötigen Existenz genießen.

Der Schreibstil

Das wird ein kurzes und knackiges “Kapitel” in der Rezension: “Seventeen” macht alles richtig in meinen Augen. Spannend, witzig und äußerst gut geschrieben.

Mein Fazit

“Seventeen” hat enorm viel Spaß gemacht. Das Taschenbuch ist sogar eine Klappenbroschur mit tollem Gimmick, wenn man es aufklappt. Außen klebt eine Folie, die die schwarzen Bereiche des Covers zum Glänzen bringt, und allgemein sieht es einfach cool aus. Einfach auf den Punkt gebracht.
Der Schreibstil ist unfassbar toll. Die Geschichte spannend und meistens rasend (auf gute Art). Die Unterteile sind weder zu groß noch zu klein und die Kapitel sind äußerst kurz, was dazu animiert, immer weiterzulesen.
Zwei von drei wichtigen Figuren sind klasse und die dritte kann man einigermaßen ignorieren. Dicke Kaufempfehlung.


Geschrieben von Judith


Links zu “Seventeen”

Verlagsseite des Buchs

“Seventeen” bei Thalia*
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