Anne Rice - Memnoch der Teufel (Goldmann Verlag)
(Copyright Cover: Goldmann Verlag / Copyright Foto: Das Bambusblatt)

„Memnoch der Teufel“ ist der fünfte Band der Chronik der Vampire der US-amerikanischen Schriftstellerin Anne Rice und bei uns in Deutschland im Jahr 2000 im Goldmann Verlag erschienen.

Wie auch schon der Vorgänger „Nachtmahr“ beginnt „Memnoch der Teufel“ mit einem Lestat, der sich in recht schlechter Gemütsverfassung befindet. Dieses Mal ist er zu Tode verängstigt, weil er glaubt, irgendetwas verfolge ihn schon seit Längerem. In seiner Angst wendet er sich an seinen Freund David Talbot und erzählt dabei auch gleich von Roger, einem Sterblichen, den er sich als sein nächstes Opfer auserkoren hat. Das alles geht ziemlich wirr vonstatten, da Lestat sich in seiner Panik kaum konzentrieren kann, und so rätselt man auch als Leser lange mit, was denn überhaupt los ist.
Letztendlich wird Lestat von dem Wesen, das ihn verfolgt, aufgesucht. Es stellt sich als niemand anderes als der Teufel persönlich vor, der hier den Namen Memnoch trägt. Verständlicherweise ist Lestat sehr skeptisch, als Memnoch ihm offenbart, dass er ihn als Mitstreiter in seiner Auseinandersetzung mit Gott gewinnen will. Memnoch erzählt Lestat seine Geschichte und zeigt ihm Himmel und Hölle und Lestat muss sich entscheiden, ob er für den Teufel oder Gott arbeiten oder sein eigenes Leben weiterführen will.

Ich fürchte, ich muss direkt zu Beginn sagen, dass „Memnoch der Teufel“ für mich ein sehr durchwachsenes Lesevergnügen darstellt. Der Anfang mit Lestats Angst ist zwar spannend, gerät aber auch schnell an einen Punkt, der in meinen Augen sehr langatmig wurde. Wir erfahren hier mehr über Roger und dessen Tochter Dora und Anne Rice macht von ihrer Angewohnheit Gebrauch, auch die Nebencharaktere ihre eigene Geschichte ausführlich erzählen zu lassen. In den meisten Fällen trägt das sogar sehr zur Handlung bei oder ist wirklich interessant und spannend, weil man die neuen Figuren dann besser kennenlernt, in Rogers Fall fand ich es jedoch relativ unnötig. Ja, einige Dinge aus seiner Erzählung sind wichtig, aber das hätte sich auch kürzer zusammenfassen lassen. Vor allem für die Tatsache, dass Roger selbst doch eher sehr unwichtig ist.
Und auch die ausgedehnten Gespräche mit Memnoch werden hier und da etwas langatmig, obwohl Anne Rice es schafft, ein wirklich interessantes Bild der Hölle und des Himmels zu zeichnen, das einem als Leser dabei aber nicht aufgezwungen wird. Schlicht weil Lestat selbst die ganze Zeit daran zweifelt, ob Memnoch ihm wirklich die Wahrheit erzählt und zeigt. Auch nach der Lektüre fragt man sich gemeinsam mit den Figuren noch, was an dieser Geschichte tatsächlich dran ist.
Lestat kommt in diesem Buch also gar nicht so richtig viel zu Wort, die meiste Zeit ist es wohl Memnoch, der redet. Aber dennoch treffen wir neben David auch Armand am Ende der Geschichte wieder.
Und so wie schon die vorherigen Bände zusammenhingen und „Nachtmahr“ schon die Grundsteine für „Memnoch der Teufel“ gelegt hat, obwohl die Reihe nach Erstgenanntem abgeschlossen sein sollte, bildet auch „Memnoch“ die perfekte Grundlage für das darauffolgende Buch, in dem wir endlich mehr über Armand erfahren.
Trotz aller Absurditäten bleiben die Figuren auch in dieser Geschichte stets „in character“ und das Ende deutet auf eine spannende Fortführung der Reihe hin.


Mein Fazit

„Memnoch der Teufel“ ist für mich bei weitem nicht der stärkste Teil der Vampirchronik, aber auch nicht der schlechteste. Er konnte mich einfach nicht so überzeugen wie die allermeisten anderen Bände der Reihe, was nicht einmal an dem religiösen Thema lag, sondern viel mehr an den Längen, die das Buch recht häufig hat.
Dennoch zeichnet Anne Rice ein interessantes Bild des möglichen Lebens nach dem Tod, ohne einem dabei ihren eigenen Glauben aufzudrängen.
Zudem reiht sich „Memnoch“ einfach gut in die anderen Teile ein und bildet eine gute Überleitung zum Folgeband „Armand der Vampir“.


Geschrieben von Roberta


Links zu “Memnoch der Teufel (Chronik der Vampire 5)”

Website der Autorin

Unsere Rezension zu Band 1 „Gespräch mit einem Vampir“
Unsere Rezension zu Band 2 „Der Fürst der Finsternis“
Unsere Rezension zu Band 3 „Die Königin der Verdammten“
Unsere Rezension zu Band 4 „Nachtmahr“
Unsere Rezension zu Band 6 „Armand der Vampir“
Unsere Rezension zu Band 7 „Merrick“
Unsere Rezension zu Band 8 „Blut und Gold“

Unsere Rezension zu „Pandora“ aus der Neuen Chronik der Vampire