Sarah Malhus - Von Fabelwesen und Königen: Aus dem Leben eines Barden (Tolino Media)
Copyright Cover: Sarah Malhus / Copyright Fotos: Das Bambusblatt)

“Von Fabelwesen und Königen – Aus dem Leben eines Barden”, aus der Feder von Sarah Malhus, erschien am 22. Februar 2023 via Tolino Media und kostet als eBook 8,99€ und als Printausgabe 16,99€. Es kommt mit rund 435 Seiten daher.
Wir haben unser eBook als Rezensionsexemplar bekommen und wollen uns dafür herzlichst bedanken.

Der Krieg fordert auf viele Arten Opfer und das musste auch der junge Aramil lernen, denn als es zu eben jener Situation kommt, wird er zum Dienst eingezogen. Und danach fallen gelassen. Er muss nun alleine klarkommen, ohne Geld, ohne Nahrung, ohne Ausbildung. Er hat nur sich, seine Kreativität und sein allzu junges Blut, das ihn schlussendlich von einer zur anderen Situation bringt. Er wird Barde.
Und erzählt Jahre später einer Gruppe Reisender von all seinen Erlebnissen auf der Straße und vom Esel “Herr von Grau”. Er lädt jeden in der Umgebung dazu ein, ihm zu lauschen. Auch Dich.

“Von Fabelwesen und Königen – Aus dem Leben eines Barden” begleitet uns bzw. mich jetzt schon eine Weile. Zum ersten Mal wurde ich auf das Buch aufmerksam, als es zum Cover-Release kam – da sah ich es nämlich auf Instagram und habe sogleich mitgemacht. In meinen Augen war das Cover einfach zu schön, um es zu “ignorieren”, und ich muss sagen, dass ich bis heute ein wenig stolz auf die Instagram-Story bin, die ich dabei gestaltet habe, denn wirklich gut darin, solche Beitrage zu modellieren, bin ich nicht. Und irgendwie hat sich das Buch damit auch gleich in meinem Kopf festgebrannt.
Das zweite Mal stieß ich auf “Von Fabelwesen und Königen – Aus dem Leben eines Barden”, als die Autorin unseren Stand auf der BuchBerlin 2022 aufsuchte. Da sie für uns nicht gänzlich unbekannt war, kam es zum Gespräch und am Ende bot ich ihr Bambusblatt-Hilfe an, da sie noch nicht ganz ihr Finanzziel erreicht hatte, um die Veröffentlichung auch wirklich durchzuziehen. Am Ende gab es ein kleines Interview und wir haben das Buch überall geteilt.
Das dritte Mal war dann der Aufruf auf Instagram, der nach Bloggern gesucht hat. Ich muss gestehen, dass ich es anscheinend vollkommen überlesen habe, dass es zu einem Gruppenchat kommen sollte (denn mit meiner schüchternen Art war ich nicht gerade glücklich darüber, auf einmal mit wildfremden Menschen in einem Chat zu sein), aber das war dann wohl mein Fehler, da ich nicht davon ausgehe, einfach so in einen Gruppenchat eingeladen zu werden.
Tatsache ist auf jeden Fall, dass ich das Buch bekommen habe. Schon im Januar, und heute darf ich die Rezension schreiben. Damit ist “Von Fabelwesen und Königen – Aus dem Leben eines Barden” gleich der erste Beitrag, der nur für den neuen Blog geschrieben wurde, also herzlich willkommen, auch wenn letzte Woche bereits ein Beitrag zu “Die WeltenWechsler Akten IV” von Carolin Summer gepostet wurde.

Der Inhalt

Worum es geht, verrät ja bereits der Klappentext.
Aramil war noch jung, als er in den Krieg gezogen wurde. Wie so viele wird er seines Schicksals beraubt und wenn er tatsächlich überlebt, dann darf er sich allein durchschlagen. Nichts, das ich auch nur irgendwem wünschen würde, also versteht die nächsten Worte nicht falsch (ich hatte großes Mitleid mit ihm), aber ein Storypunkt, der mich gleich angesprochen hat. Es hat mich an Piraten erinnert. Warum? Wisst ihr, was der Unterschied zwischen Kaperern, Freibeutern und Piraten ist? Das sind nämlich keine Synonyme, sondern unterschiedliche Begriffe.
Ich will das Thema nur kurz anschneiden, da es ja nicht um die Seefahrt geht, aber Kaperer waren quasi Piraten im Dienst der Krone, die den Kriegsfeind überfallen haben und einen Kaperbrief hatten (sollte man nicht verlieren, ansonsten endet man wie Captain Kidd). Freibeuter haben das mit den Bündnispartnern dabei nicht so ernst genommen und die ebenfalls ausgeraubt. Piraten war das dann so gesehen eh egal.
Viele Soldaten, Kaperer und Freibeuter wurden nach dem Krieg nicht mehr bezahlt und fallen gelassen, woraufhin sie sich dazu verschworen, Piraten zu werden. Tja, oft erschafft man seine eigenen Feinde und das ist auch hier so gesehen passiert. So gesehen auch wieder nicht. “Hä?”, fragt ihr euch jetzt vielleicht, aber da ich nicht spoilern möchte, müsst ihr wohl selbst Aramils Lagerfeuer aufsuchen und seinen Worten lauschen. Übrigens soll er wohl sehr gut Laute spielen können!

Die Welt

Ohne euch zu spoilern, kann ich euch wohl aber sagen, dass die Welt wirklich schön modelliert ist. Man findet sogar eine Karte, designt von Martinas Landkarten. Eine Karte ist kein Muss für mich, wohl aber immer eine schöne Dreingabe. Ich selbst habe auch schon immer Karten für meine Werke gezeichnet und spiele neuerdings ja auch gerne mal mit Inkarnate.
Aber nicht nur die Karte baut eine schöne Welt auf. Wer “Erbe des Dolches 01 – Fey” gelesen hat, weiß, wie sehr ich darauf stehe, wenn Geschichten erzählt werden. Für mich machen sie jede Welt lebendiger und verbinden so viele verschiedene Menschen miteinander, dass ich manchmal gar nicht glauben kann, dass es Menschen gibt, die keine Geschichten mögen. Dabei müssen es ja keine gelesenen sein (mittlerweile bin ich aus den Teenie-Jahren raus, in denen man denkt, JEDER müsse lesen und Bücher lieben :D). Und wenn man Geschichten in Büchern liebt, was wäre dann besser als ein Buch, in dem ein Barde Geschichten erzählt? Kein Wunder also, dass ich Feuer und Flamme war.
Wir finden eigene Königreiche, Figuren mit eigenem Wissen und neuartige Kreaturen, die auch Aramil nicht immer kennt. Stichwort Nöck. Du willst wissen, was das ist? Du kennst meinen Rat, ab ans Lagerfeuer!

Die Charaktere

Und wer ist jetzt Aramil? Ja, wir wissen, er ist Barde, er spielt Laute und er wurde zu früh in den Krieg geschickt.
Nun, zu Aramil will ich gerade nicht zu viel erzählen, denn eigentlich ist seine Reise selbst sehr wichtig und auch irgendwo sein Charakter. Er ist ein junger Mann; ganz Klischee ungeschickt und unfähig, auf dem Hof seiner Eltern zu arbeiten oder gut im Krieg zu dienen, stattdessen mag er Kunst. Er ist schlecht darin, Instrumente zu bauen, aber gut darin, sie zu spielen, und jeder ist begeistert von seiner Art und Weise zu erzählen – das ist gut, wird er ja schließlich Barde. Aber leider ist es auch sehr Klischee. Trotzdem war und ist er in meinen Augen ein großer Sympathieträger.

Den Esel “Herr von Grau” müsst ihr selbst erleben, denn eigentlich ist er der Held der Sage und der noch größere Sympathieträger. Vielleicht aber auch nur, weil Esel unglaublich tolle Tiere sind. Ich war zwar ein richtiges Pferdemädchen – Westernreiten, eigenes Pony, Kutschschein (ja, man braucht in Deutschland einen Führerschein dafür), Basispass, kleines Hufeisen, Voltigieren, kurz Englischreiten – und Esel muss man komplett anders halten als Pferde, aber das heißt nicht, dass ich diese grauen Genossen nicht genauso geliebt hätte. Und ich tue es noch immer. “Herr von Grau” war also ein noch besseres Lockmittel, dieses Buch zu lesen, als es die Geschichten in der Geschichte waren.

Den Rest der Figuren muss ich leider in die Welt der zu großen Klischees bannen. Das schmerzt mich ein wenig, aber in meinen Augen waren sie alle doch sehr austauschbar und haben keine Tiefe entwickelt. Natürlich konzentriert sich das Buch vorrangig auf Aramil und demnach hatte ich beim Lesen dennoch Spaß, tiefgehende Figuren sind für mich aber irgendwo ein Muss und hier habe ich leider nur die Nebenfiguren von der Stange gefunden.

Der Schreibstil

Ja, das leidige Thema des Schreibstils. “Die Alte hat immer was zu motzen.” Nicht immer, aber oft, das ist wahr. Ein guter Schreibstil ist für mich essenziell wichtig. Ich möchte nicht sagen, dass ich jetzt die Großmeisterin des Schreibens sei – denn das bin ich faktisch nicht und es wäre mir auch zu langweilig, Perfektion abzuliefern – aber nicht nur haben viele Bücher mit schlechtem Schreibstil meine Leselust stark getrübt, ich selbst lege beim Lernen auch sehr viel Wert darauf.
Natürlich hat auch “Von Fabelwesen und Königen – Aus dem Leben eines Barden” einen Schreibstil. Und leider kommen wir damit, wie bei vielen Rezensionen, zum größten Kritikpunkt. Der Schreibstil wirkt oft noch unausgereift. Ein großes “Problem” hier bilden in meinen Augen die Dialoge, die rasch abgehandelt und unnatürlich wirken. Leider besteht dieses Buch aber zu 4/5 nur aus Dialogen. Und das hat mich am Ende immer wieder aus der Geschichte herausgezogen.
Über die klischeebelasteten Haupt- und gerade Nebenfiguren kann ich gut hinwegsehen, wenn mir die Welt und die Abenteuer dafür genug bieten. Aber einen Schreibstil, den ich als nicht so gut empfinde, kann ich nur schwerlich ignorieren.
Natürlich möchte ich hier, wie immer, betonen, dass ich dabei wirklich eine Meckerziege bin. “Von Fabelwesen und Königen – Aus dem Leben eines Barden” bekommt sehr viel Liebe von den Lesern und das gönne ich dem Buch selbstredend auch (wie erbärmlich müsste man auch sein, wenn man anderen den Spaß nimmt, nur weil es einem selbst nicht gefällt?). Also mein Rat hierbei wie immer: Leseprobe suchen und selbst entscheiden.

Mein Fazit

Die Rezi war ja jetzt eigentlich schon lang genug. Hat irgendwer bis hierhin gelesen?
Wenn Du denkst “Das ist mir zu lang, ich schaue mir nur das Fazit an”, empfehle ich Dir keine Bücher (zwinker).
Wenn Du Dich dagegen nicht spoilern wolltest, gibt es hier kurz und knackig die Übersicht: Schöne Welt, ein Esel, Geschichten in der Geschichte, Aramil ist zwar Klischee, aber ein Sympathieträger. Das sind die guten Seiten.
Meine Kritikpunkte sind: Klischeevolle, austauschbare Nebenfiguren und ein – in meinen Augen – nicht so gelungener Schreibstil, bei dem gerade die Dialoge mich stetig aus der Geschichte herausgeworfen haben, da sie zu konstruiert und viel zu rasch wirken und dabei auch noch den Großteil des Buches einnehmen.
Gebe ich eine Leseempfehlung? Ja, dennoch. Am besten schaust Du Dir die Leseprobe an und entscheidest selbst, denn der Aufbau und die Geschichte des Buches sind wirklich toll.


Geschrieben von Judith


Links zu “Von Fabelwesen und Königen – Aus dem Leben eines Barden”

Website der Autorin Sarah Malhus

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